Bei manchen Menschen kommen die Tränen leicht – ein Wort, ein Gedanke, eine Erinnerung und sie beginnen zu fließen. Andere haben nie gelernt zu weinen, vielleicht weil niemand sie als Kind in den Arm nahm. Oder weil sie von klein auf stark sein mussten und für andere Verantwortung trugen, so dass keine Zeit blieb für den eigenen Schmerz.
Tränen sind heilsam, sie können Spannungen lösen und zu einem inneren Gleichgewicht beitragen. Ungeweinte Tränen dagegen können krank machen.
Es ist verschieden, was wir brauchen, wenn der Schmerz unerträglich wird. Vielleicht sind es Menschen, die uns helfen, Zugang zu den schmerzlichen Gefühlen zu finden, und uns dabei unterstützen, sie auszudrücken, Menschen, die unsere Tränen aushalten und uns trösten. Vielleicht tut es gut, uns selbst zu berühren oder uns von anderen berühren zu lassen. Manchen hilft es, die eigenen Gefühle einem Tagebuch anzuvertrauen oder Gedichte zu schreiben. Andere können das, was sie bewegt, durch Malen ausdrücken oder hören Musik, die sie bewegt. Ein Spaziergang kann gut tun, Sport.
Überlegen Sie, was Ihnen hilft, was Sie brauchen, damit der Schmerz etwas erträglicher, vielleicht ein klein wenig leichter wird.
„Mein Gesicht ist ganz rot geworden vom Weinen und auf meinen Wimpern liegt schwarzer Schatten,“ sagt Hiob (Hiob 16,16).
Hiob ist ein Mann, den das Unglück trifft. Seine Kinder kommen bei einem tragischen Unfall ums Leben, ein Unwetter vernichtet einen Teil seiner Viehherden, der Rest wird überfallen, die Hirten erschlagen. Schließlich wird er selbst krank. Und Hiob klagt und weint.
Wir dürfen uns zugestehen, so lange zu klagen und zu weinen, wie wir es brauchen. Irgendwann werden die Abstände länger. Und irgendwann, vielleicht dauert es Wochen, vielleicht Monate, haben wir ausgeweint, unser Blick wird wieder klarer, dann hören die Tränen auf und kommen nur noch selten.